Erklärung

Der Koalition der Freien Szene

Die Koalition der Freien Szene ist die selbstorganisierte politische Vertretung der freischaffenden Künstler*innen in Frankfurt und Umgebung. Wir sind ein Zusammenschluss von Künstler*innen, Initiativen und Institutionen, die jenseits der im öffentlichen Auftrag agierenden Kultureinrichtungen arbeiten. Wir sind überparteilich und unabhängig von ökonomischen Interessen einzelner. Wir sind vielfältig, offen und international.

Die Koalition der Freien Szene bietet einen Kontext, in dem gemeinsame kulturpolitische Ziele definiert werden können; zugleich ist sie ein Ort der solidarischen Vernetzung und der gegenseitigen Unterstützung. Als Künstler*innen, die in Bereichen wie den darstellenden Künsten, bildender Kunst, Film, Musik, Literatur, Clubkultur und vielen anderen arbeiten, bewegen wir uns in heterogenen Tätigkeitsfeldern. Dennoch haben die Bedingungen, unter denen wir arbeiten und leben, Vieles gemeinsam. Die Koalition der Freien Szene formiert sich mit dem Ziel, den Anliegen freischaffender Künstler*innen auch kulturpolitisch die Bedeutung zu verschaffen, die dem Gewicht unserer Arbeit im Kulturraum Frankfurt zukommt. Gemeinsam wollen wir unsere politischen und kreativen Kräfte für unsere Belange bündeln.

Kunst entsteht in Frankfurt nicht nur in einigen wenigen ausgewählten Leuchttürmen, sondern wird an unzähligen unterschiedlichen Orten von den verschiedensten Künstler*innen und Initiativen mitgestaltet. Die Freie Kulturszene realisiert Kunst in Ateliers und Atelierhäusern, nonkommerziellen Ausstellungsräumen, freien Theaterorten, im öffentliche Raum, ebenso wie Clubs, Programmkinos, Pop-up-Locations, Konzertsälen, kirchlichen und karitativen Einrichtungen und temporär bespielten Orten, um nur einige zu nennen. Die Spannweite an Organisationsformen reicht dabei von gewinnorientierten Kleinunternehmen über staatlich geförderte Kunst bis hin zu unzähligen Projekten, Ensembles und Initiativen, die ganz ohne oder nur mit marginaler Förderung auskommen. Wir schaffen dabei eine sehr große Bandbreite an Formaten, die die kulturelle Landschaft Frankfurts ungemein lebendig und spannend machen.

Wir sind als freie Künstler*innen Seismographen gesellschaftlicher Entwicklungen, machen diese frühzeitig sichtbar und auf diese Weise reflektierbar. Damit erfüllen wir besonders in Zeiten großer gesellschaftlicher Herausforderungen eine wichtige gesellschaftspolitische Funktion. Die Vielfalt und Lebendigkeit der Frankfurter Kulturszene ist ein unabdingbarer Nährboden unserer Gesellschaft.

Bei Politik, Presse und Öffentlichkeit wird Kunst in Frankfurt dennoch in erster Linie mit den Institutionen der Repräsentationskultur identifiziert. Wir wollen nicht gegen diese Kulturorte in öffentlicher Trägerschaft argumentieren oder agieren. Sie sind auch für uns Orte der Zusammenarbeit und von hoher kultureller Bedeutung. Jedoch wenden wir uns gegen einen allzu verengten Kulturbegriff, der die gesellschaftliche Relevanz und kreative Kraft der Freien Szene systematisch unterschätzt. Diese verengte Sichtweise schlägt sich unter anderem in unverhältnismäßig unterschiedlicher Förderung und einem unverhältnismäßig gewichteten öffentlichen Bewusstsein nieder. Wir setzen uns dafür ein, die Vielfalt der freien kulturellen Arbeit im Sinne der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft dauerhaft zu stärken und gleichberechtigt zu den großen Kulturinstitutionen zu verankern.

Ein wichtiges Ziel der Koalition ist daher, Sichtbarkeit für den Wert unserer Arbeit und unsere gesellschaftliche Bedeutung herzustellen. Außerdem setzen wir uns für eine angemessene und transparente Förderung ein. Sei es, dass unsere Arbeitsbedingungen und Möglichkeiten verbessert werden, oder indem man bessere Finanzierungskonzepte erarbeitet.

Wir wollen durch diese Schritte unseren Beitrag zu einer zukunftsorientierten Kulturpolitik leisten, die Frankfurt insgesamt stärkt.

Neben den kulturpolitischen Themen wollen wir uns auch für allgemeinpolitische Anliegen einsetzen, sofern sie die Belange freier Künstler*innen betreffen. In diesem Zusammenhang stehen beispielsweise überteuerte Wohnpreise, die dazu führen, dass Künstler*innen die Stadt verlassen müssen, weil sich Wohnen und Arbeiten nicht mehr finanzieren lassen. Oder auch die Überregulierung des öffentlichen Raumes, die unsere Arbeit durch Bürokratie und überbordende Regularien erschwert, und auch der gesellschaftliche Rechtsruck als Bedrohung unserer künstlerischen Freiheit.

Die Freie Szene ist Motor für urbanes und kreatives Leben in unserer Stadt und wir wollen uns unserer gesellschaftlichen Relevanz entsprechend Öffentlichkeit verschaffen. Wir wollen nicht mehr auf eine zukunftsweisende Kulturpolitik warten. Wir wollen stattdessen als starke, solidarische und interdisziplinäre Kulturszene mit unseren künstlerischen Arbeiten und Diskursen eine Stadt der Freiräume und Kreativität jenseits des Mainstreams schaffen. Frankfurt soll Metropole der freien Szene werden, die nicht nur mit wenigen Leuchttürmen, sondern mit unzähligen Lichtern strahlt.

Declaration

of the Coalition of the independent scene

The coalition of the independent scene is the self-organised political representation of freelance artists in Frankfurt and the surrounding area. We are a network of artists, initiatives and institutions that work beyond the cultural institutions acting on behalf of the public sector. We are non-partisan and independent of the economic interests of individuals. We are diverse, open and international.

The Coalition of the Independent Scene offers a context in which common cultural policy goals can be defined; at the same time, it is a place of solidarity-based networking and mutual support.

As artists working in fields such as the performing arts, visual arts, film, music, literature, club cultures and many others, we work in heterogeneous fields of activity. Nevertheless, the conditions under which we work and live have a lot in common. The coalition of the independent scene is formed with the aim of making the concerns of freelance artists more important from the cultural policy perspective of our work in the Frankfurt cultural area. Together we want to bundle our political and creative forces for our interests.

In Frankfurt, art is not only created in a few selected lighthouses but is also shaped by a wide variety of artists and initiatives at countless different locations. The independent cultural scene produces art in studios and studio houses, non-commercial exhibition spaces, independent theatre venues, in public spaces, as well as clubs, art-house cinemas, pop-up locations, concert halls, church and charitable institutions and temporary venues, to name but a few. The range of organisational forms extends from profit-oriented small businesses and state-funded art to countless projects, ensembles and initiatives that can be set up completely with marginal funding. We create a very wide range of formats that make Frankfurt’s cultural landscape incredibly lively and exciting.

As freelance artists, we are seismographs of social developments, making them visible at an early stage and thus making them reflective. In this way, we fulfil an important socio-political function, especially in times of great social challenges. The diversity and vitality of Frankfurt’s cultural scene is an indispensable breeding ground for our society.

Nevertheless, politics, the press and the public in Frankfurt identify art primarily with the institutions of representative culture. We do not want to argue or act against these cultural sites in public ownership. They are also places of cooperation and of great cultural importance for us. However, we decline a concept of culture that is too tight and that underestimates the social relevance and creative power of the independent scene systematically. This narrow view is reflected, among other things, in disproportionately different funding and a disproportionately weighted public awareness. We are committed to permanently strengthening the diversity of free cultural work in terms of the future viability of our society and equally anchoring it with the major cultural institutions.

An important goal of the coalition is therefore to create visibility for the value of our work and our social significance. We also advocate appropriate and transparent funding. Be it by improving our working conditions and opportunities, or by developing better finance concepts.

Through these steps, we want to make our contribution to a future-oriented cultural policy that will strengthen Frankfurt as a whole. In addition to cultural policy issues, we also want to support general political concerns as far as they concern the interests of independent artists. In this context, for example, issues involving high housing prices, which lead to artists having to leave the city because they can no longer afford to live and work. Or the overregulation of public space, which makes our work more difficult due to bureaucracy and excessive regulations, and also the social shift to the right as a threat to our artistic freedom.

The independent scene is the motor for urban and creative life in our city and we want to create publicity in line with our social relevance. We no longer want to wait for a future-orientated cultural policy. Instead, we want to create a city of freedom and creativity beyond the mainstream – being a strong, solidarity-based and interdisciplinary cultural scene with our artistic works and discourses. Frankfurt is to become a metropolis of the independent scene, shining not only with a few lighthouses but with countless lights.